Warum in jedem Backpacker ein Postbote steckt

Backpacker, oder zu Deutsch auch „Rucksack-Reisende“, sind, wie ihr Name schon sagt, Menschen, die mit einem Rucksack auf dem Rücken durch die Welt reisen. Häufig sind sie viele Monate, teilweise sogar mehrere Jahre unterwegs. Die Reiserouten der einzelnen Backpacker sind dabei ganz unterschiedlich. Manche besuchen nur ein einziges Land, andere besuchen viele Länder, manche besuchen sogar mehrere Kontinente. Dabei sind viele zu Fuß, andere mit dem Fahrrad, wieder andere mit dem Bus oder Auto und noch andere mit dem Flugzeug beziehungsweise dem Schiff unterwegs.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Wie finanzieren sich diese Reisenden eigentlich? Dazu gilt es zu sagen, dass die meisten unter ihnen während ihrer Reisen immer mal wieder Stopps einlegen, um an einem Ort zu verweilen und an diesem Ort dann auch zu arbeiten.

Backpacker beim Chillen ;-)

Backpacker beim Chillen 😉

In Australien kann man als Backpacker beispielsweise immer wieder in ländlichen Gebieten einen Stopp einlegen, um dort als Erntehilfe in der Landwirtschaft tätig zu sein. Natürlich gibt es neben den Jobs als Erntehelfer noch viele andere Backpacker-Jobs. Das heißt, welchem Job man als Backpacker letztlich nachgeht, lässt sich nicht pauschal sagen. Allerdings gilt es anzumerken, dass die Arbeiten immer von der Saison abhängen und natürlich davon, welche Vorerfahrungen man in einem bestimmten Arbeitsbereich bereits gesammelt hat, wofür man sich geeignet sieht und in welchem Bereich letztlich auch Bedarf besteht.

Wie man sich denken kann, ist es umso schwieriger einen Job zu ergattern, umso mehr Backpacker sich an einem bestimmten Ort befinden. In Erntegebieten ist es zur Hauptsaison beispielsweise mitunter so, dass sich die Rucksackreisenden zu Hunderten, wenn gar zu Tausenden tummeln. Und das, obwohl die Anzahl der Jobs manchmal nur auf ein paar Dutzend begrenzt ist. Das heißt, viele unter ihnen reisen umsonst an und müssen zusehen, dass sie schnellstmöglich an einen anderen Ort gelangen, um bestenfalls dort einen Job zu ergattern.

Dabei darf man nicht vergessen, dass die An- und Abreise, sofern man nicht als Tramper oder Fahrradfahrer unterwegs ist, teilweise mit horrenden Preisen verbunden ist. Schließlich liegen die Arbeitsgebiete selten mitten in irgendwelchen Zentren, sondern eher etwas außerhalb. Bedeutet: Man muss mitunter erst einmal recht viel in Reisekosten investieren, bevor man das Geld durch Arbeiten wieder reinholen kann. Gerade für Backpacker ist diese Kostenverauslagung aber meist relativ schwer, weil sie selten sehr vermögend sind.

An der Stelle mag sich jetzt vielleicht der ein oder andere Leser denken: Das ist ja interessant, dass ich über die teilweise missliche Job-Lage informiert wurde, aber was bringt mir dieses Wissen? Dazu gleich mehr. Vorab erst einmal so viel: Ich war vor nicht allzu langer Zeit selbst als Rucksackreisende unterwegs und musste dabei von Zeit zu Zeit Erfahrungen sammeln, die den oben beschriebenen in starker Form ähneln. So fuhren wir teilweise mehrere hunderte Kilometer in die australische Einöde, nur um uns beispielsweise auf einer Blumenfarm einen Job zu sichern, der dann aber – wie sich im Endeffekt herausstellte – noch nicht einmal wirklich gut bezahlt war.

Als Backpacker unterwegs im australischen Outback

Als Backpacker unterwegs im australischen Outback

Leider weiß man das vorher nicht, weil die Job-Agenturen natürlich stets darum bemüht sind, alle Jobs zu vermitteln. Das heißt, sie locken einen mit vermeintlich gut bezahlten Jobs und einer scheinbar noch lang andauernden Saison ins Outback, um dann nach vier Tagen Arbeit anzumerken: „Sorry, that’s it! There is no work anymore. The season is over!“

Als Backpacker ist man über solche Aussagen natürlich nicht gerade erfreut. Ich meine klar, ein bisschen Geld ist besser als keins, aber wenn man die 500 km An – und die weiteren 500 km Abreise bedenkt, relativiert sich das Ganze wieder. Durch die unumgängliche Investition in Benzingeld, die an den Tankstellen in Australiens Outback nicht selten bei 3 AU$ per Liter Super Bleifrei liegt, schrumpfen die Einnahmen schneller, als einem lieb ist und wenn man ehrlich ist, war die Tour in die Wüste dann eher Verlust eintreibend als Gewinn bringend – natürlich abgesehen von der phänomenalen Arbeitserfahrung, die man als Blümchenpflücker sammeln durfte ;-).

Deshalb dachten wir auf unseren Rückreisen aus der Einöde oft darüber nach, wie wir unsere Fahrten zu diversen „Flop-Jobs“ ökonomisch effizienter gestalten könnten. Je häufiger wir irgendwo im Nirgendwo ein Häuschen sahen und je öfter wir mit unserem fast leeren Abenteuer-Mobil an anderen, ebenfalls nahezu halbleeren Backpacker-Mobilen vorbeifuhren, desto mehr etablierte sich die Idee, dass wir und all jene Rucksack-Reisenden ihre freien Ressourcen im Van nutzen könnten, um beispielsweise für die Landbewohner etwas aus der Stadt mitzubringen oder etwas vom Land in die Stadt mitzunehmen.

Denn die meisten Rucksack-Reisenden starten ihren Trip ins Outback von einer Stadt aus. Hier decken sie sich vor der Tour mit ausreichend Wasser, Essen und Trinken ein, weil es davon im Outback dann meist nicht mehr viel – zumindest nicht zu einem annehmbaren Preis – käuflich zu erwerben gibt. Und nach Beenden der Arbeit auf dem Lande geht es für die meisten ebenfalls wieder in die Stadt. Schließlich müssen jetzt die Vorräte wieder aufgefüllt und das Auto aufgetankt werden.

Gut gerüstet für die Fahrt ;-)

Gut gerüstet für die Fahrt 😉

Das heißt, es wäre etwas weiter gedacht also denkbar, dass sämtliche Reisenden nach Job-Zusage und vor Reisebeginn gen Outback ihre Route irgendwo einstellen und dadurch den Landbewohnern oder aber auch anderen Backpackern, die irgendwo außerhalb der Zentren „festsitzen“ eine Transportmöglichkeit, vielleicht sogar einen Einkaufs-Service anbieten. Dadurch könnten sie sozusagen neben ihrer Tätigkeit als Weltenbummler auch noch gleich der Tätigkeit als „privater Postbote“ nachkommen ;-).

Wenn man sich jetzt fragt, ob dieser Transport-Service überhaupt dauerhaft von Bedarf ist, dürfte folgendes Beispiel eine aussagekräftige Antwort liefern:

Route „Sydney – Hillston“. Zu dieser Strecke gibt es zu sagen, dass Sydney mit rund 4, 7 Mio Einwohnern Australiens größte Stadt, wenn auch nicht Hauptstadt ist, und von Aldi, über Woolhworths bis hin zu Coles über alle Supermärkte verfügt, die man als Reisender für den „günstigen“ Erwerb von Nahrungsmitteln benötigt. Hillston hingegen ist mit knapp 1 400 Einwohnern eine kleine Gemeinde, circa 680 km westlich von Sydney, die unter Backpackern zwar als angesehener Arbeitsort für zahlreiche Erntejobs bekannt ist, allerdings nur über einen und dazu noch recht teuren Supermarkt verfügt. Zum Vergleich: Zahlt man bei Coles, Aldi oder Woolworths in Sydney für eine 500g Packung Nudeln einen Australischen Dollar, legt man bei dem lokalen Anbieter fernab des Zentrums gut das Vierfache hin. Das heißt, man muss sich gut überlegen, ob es sich überhaupt lohnt, hier zu arbeiten, wenn man die hohen Ausgaben für die Nahrung bedenkt.

Kirschenernte in Hillston

Kirschenernte in Hillston

Da es für Backpacker oftmals unumgänglich ist, derartige Erntejobs anzunehmen, weil sie schlicht einen großen Teil des australischen Arbeitsmarktes ausmachen, gibt es oft keine andere Wahl, als die Reise ins Outback anzutreten. Allerdings könnte man die Voraussetzungen und Bedingungen in solcherlei Gebieten enorm verbessern, wenn man als Backpacker untereinander eine Art Transportnetz aufbaut, in dem alle Reisenden ihre Routen einstellen – sei es spontan, kurz vor Reiseantritt oder geplant, schon einige Wochen vorher.

Denn so wüssten die anderen, um am Beispiel zu bleiben, dass demnächst wieder ein paar Gleichgesinnte aus Richtung Sydney auf dem Weg nach Hillston sind und könnten nachfragen, ob jene in Sydney noch ein paar Nahrungsgüter einkaufen und sie in Hillston vorbeibringen könnten. Dadurch würden die „Landratten“ beim Einkaufen sehr viel Geld sparen.

Und für die Backpacker, die sozusagen als Transporteure aktiv sind, hätte das auch einen großen Vorteil: Denn auch wenn sich der Job in der Wüste schlimmstenfalls als Flop entpuppen sollte, wären sie in diesem Fall nicht ganz umsonst irgendwohin gefahren, sondern hätten für jemanden einen Transport übernommen, für den sie finanziell entlohnt werden würden.

Und wenn sich der Job in der Wüste als Highlight erweisen sollte, hätten die Backpacker-Transporteure sogar doppeltes Glück. Denn dann würden sie erstens gutes Geld verdienen und zweitens durch ihre Tätigkeit als „Bote“ ihre Reisekasse und ihre Kosten für die Anreise alleine durch ihren Transportdienst herausholen. Und nicht zu vergessen: Als Reisender bleibt man dadurch immer in Kontakt mit anderen und macht vielleicht sogar die ein oder andere wertvolle Reisebekanntschaft.

Kurz: In jedem Backpacker steckt ein Postbote. Diese Eigenschaft gilt es zu nutzen ;-)!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert